Nach dreijähriger Abstinenz verbrachten 60 Schülerinnen und Schüler der Schlossbergschule Kappelrodeck Ende Juli 2023 eine ereignisreiche Woche in der Grafschaft Kent und in London. Dies war die erste Fahrt nach dem Brexit und so mussten im Vorfeld der Reise viele organisatorische Hürden gemeistert werden wie Reisepässe für alle Schüler, spezielle Kreditkarten für Jugendliche, da in England nicht mehr überall bar bezahlt werden kann. Doch die gute Vorbereitung hat sich gelohnt!

Sonntagabend startete die Gruppe und nach der anstrengenden Nachtfahrt stand am Montag die historisch bedeutsame Kathedralenstadt Canterbury auf dem Programm, die im Rahmen einer Stadtführung und einer Bootsfahrt von den Kappelrodeckern eingehend studiert und bestaunt wurde. Die alten, windschiefen Fachwerkhäuser fanden dabei ebenso Gefallen wie auch die zahlreichen Gässchen und kleinen Shops.

Die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte waren in britischen Gastfamilien in Birchington on Sea untergebracht und lernten dort das „echte“ englische Leben hautnah kennen. Anfängliche Sprachschwierigkeiten und Scheu legten sich schnell, denn es war schon nach wenigen Stunden jedem Schüler klar, dass man nur mit Englisch Reden an Ziel kommen kann und viele waren erstaunt wie leicht ihnen das gelang. Auch die Vorurteile gegenüber dem englischen Essen wurden schnell abgebaut.

Der nächste Tag führte die Gruppe unter dem Thema „Schmuggler und ihre Geschichten“ in die Küstenstädtchen Rye und Hastings, wo die Schüler sich mit Hilfe von Multivisionsshows und einer Führung auf Schmugglerpfaden die Besonderheit dieser „Festungsstädtchen“ selbst erarbeiteten und bei wechselhaftem Wetter einen wunderbaren Tag erlebten.

Am Mittwoch stand wieder ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Region im Vordergrund nämlich der Schiffsbau, welcher in England als Inselstaat eine lange Tradition hat. So besuchte die Gruppe in Chatham den Historic Dockyard, wo neben Segelschiffen, einem Zerstörer, zahlreichen Rettungsbooten auch ein echtes U-Boot angefasst, begangen und eingehend inspiziert werden konnte. Den Höhepunkt stellte aber sicherlich die originale viktorianische Seilerei dar, in der die Schüler zunächst selbst ein Seil herstellen durften, um dann später in der eine Viertel Meile langen Halle bei der Produktion eines Schiffstaues zusehen konnten. Dabei werden in Chatham noch immer dieselben Techniken verwendet wie auch schon vor 400 Jahren. In dem benachbarten Städtchen Rochester, dessen Stadtbild durch die zweitgrößte Kathedrale Englands und die Burg geprägt wird, erkundeten die Kappelrodecker die Kathedrale im Rahmen einer besonderen Bilderrallye-Führung.

Der Donnerstag war für die meisten Schüler der Lieblingstag, denn hier bot sich allen ein besonderes Programm. Zunächst durften die Kappelrodecker die Festung Castle Dover besuchen. Die Burg vermittelt auf sehr anschauliche Weise, die Geschichte der Könige Englands und dient seit jeher als historische Festungsanlage, welche sehr anschaulich mit teilweise originalen aber auch historisch nachempfundenen Möbelstücken ausgestattet wurde und den Kindern so ein „Museum“ zum Anfassen bot. Inbesondere der Lookout-Post, von dem aus der englische Kanal überwacht wurde, mit seinen Ferngläsern, Morseeinrichtungen und der Möglichkeit alles Auszuprobieren begeisterte die Jugendlichen.

Am Nachmittag wanderte die Gruppe dann über die ebenso malerischen wie berühmten White Cliffs of Dover und erlebte das typisch englische Wetter mit Regen, Wind und vielen Wolken hautnah. Die Schwarzwälder genossen diesen Tag dennoch sehr, denn er stellte doch ein deutliches Kontrastprogramm zu der sonst gewohnten bergigen Umgebung zuhause dar. Unterwegs traf die Gruppe noch auf eine brandneue Ausgrabung, die ihnen im Rahmen einer spontanen Führung von den Archäologen auch sehr detailliert nähergebracht wurde. Seit 8 Tagen wurden hier die Wanstone Cross-Channel-Geschütze, im speziellen das D2 Heavy Anti-Aircraft und die Munitionslager ausgegraben. Der Hintergrund dieser Geschütze auf den Klippen war die Verteidigung der Küstenlinie und die Zahl, dass es nur 40 Sekunden dauerte, um ein 24 km entferntes Schiff zu treffen, versetzte alle in Erstaunen.

Nach einem kurzen Stopp für klassischen Cream Tea und Vesper beim ältesten elektrischen Leuchtturm der Welt, wurden die Schüler nach einem weiteren Marsch vom Bus in St.Margarethe’s on Cliffe wieder aufgesammelt.
Last day was London day! Am Freitag nahmen die Schüler von ihren Gastfamilien Abschied, um die Hauptstadt des britischen Königreiches zu erobern. Gestartet wurde in Greenwich bei Nullmeridian und dann per Schiff vorbei an den berühmten Sehenswürdigkeiten wie Tower Bridge, Tower, St.Paul’s Cathedral zum Westminster geschippert.

Besonders beeindruckt waren die Jugendlichen natürlich von den Eindrücken, die sie bei der Fahrt im London Eye sammeln konnten, denn hier über den Dächern Londons wurde vielen erst die Größe und Dimension dieser Stadt bewusst. Standards wie Buckingham Palace, Trafalgar Square aber auch Soho und ein Stopp beim alten Blumenmarkt Covent Garden standen an diesem Tag auf dem Laufprogramm der Schüler, sodass diese abends müde, aber überglücklich in die Sitze ihres „Meyerling“-Buses aus dem Emsland fallen konnten.

Der Rückreisetag war Ferienbeginn in Großbritannien und entsprechend lang waren die Staus in Dover. Dennoch gelang es eine Fähre früher zu ergattern und so erreichte die Gruppe dann am Samstag nach einer reibungslosen Nachtfahrt, mit den eigenen Füßen gelaufenen Kilometer später wieder Kappelrodeck und die vier Lehrkräfte und Schüler waren sich in einem Punkt sicher: „England was simply the best!“

Text und Bild: Christa Meier